Sonderausstellung

Museum Schloss Klippenstein

Gut behütet - Radeberger Strohhutfabrikation von 1883 bis 1950

Radeberger Strohhutfabrikation

Gut behütet

Die Ausstellung „Gut behütet. Radeberger Strohhutfabrikation von 1883 bis 1950“ präsentiert im Saal und im Südflügel große Teile der Moritzburger Exposition „Stroh zu Gold“. Diese Sonderausstellung begeisterte 2016 und 2017 im Besucherzentrum am Fasanenschlösschen Moritzburg viele Besucher. Der Fokus unserer Schau im Foyer liegt auf der industriellen Strohhutproduktion in Radeberg in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Im Zentrum der Ausstellung in Moritzburg standen kunsthandwerkliche Schätze aus Sachsen und dem Strohmuseum Wohlen in der Schweiz. Ein Schwerpunkt der Schau „Stroh zu Gold“ war die vorindustrielle Strohhutherstellung in Sachsen, dem Allgäu und dem Schwarzwald sowie im englischen Luton. Präsentiert wurden neben Strohhüten und -hauben, Strohschuhen und -taschen auch faszinierende Strohobjekte, z.B. filigrane Strohgeflechte, Borten, Bänder, Strohstickereien und Strohmarketerien.
In Sachsen entwickelte sich die industrielle Strohhutherstellung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die schnell erstarkende industrielle Massenproduktion verdrängte das Handwerk und die kleinen Manufakturen. In Fabriken mit modernen Maschinen und vielen Arbeitskräften konnten riesige Stückzahlen produziert werden. Bereits um 1860 gab es 60 Strohhutfabriken in Dresden, sachsenweit firmierten vor dem Ersten Weltkrieg ca. 100 Strohhuthersteller.

1883 meldete Ernst Eduard Köckritz das erste Gewerbe für die Herstellung von Stroh- und Damenfilzhüten in Radeberg an. Schnell stieg die Zahl der Hutfabriken in Radeberg auf zehn. Radebergs größte Strohhutfabrik „Wagawa & Crönert“ beschäftigte 1897 schon 90 Arbeiter und Arbeiterinnen an 27 Nähmaschinen und sieben Pressen, die Beschäftigtenzahl verdreifachte sich bis 1910. Bereits 1906 wurden in der Fabrik jährlich mehr als 800.000 Hüte hergestellt. Täglich transportierte ein firmeneigener Fuhrpark 300 bis 400 Versandeinheiten auf den Radeberger Bahnhof. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Strohhüte ein nachgefragter und begehrter Modeartikel, der über ein dichtes Vertriebsnetz deutschlandweit abgesetzt werden konnte. Die Weltwirtschaftskrise machte auch vor der Radeberger Hutfabrikation nicht Halt. Nur eine Radeberger Strohhutfabrik überdauerte den Zweiten Weltkrieg. Mit der Einstellung der Geschäftstätigkeit von „Boden & Krämer“ endete 1950 die Tradition der industriellen Hutproduktion in Radeberg.

Abbildungen:

Reklame der Radeberger Strohhutfabrik "Wagawa & Crönert"; Näherinnensaal in der Fabrik "Wagawa & Crönert", Strohhaube 1800/60 (Stroh, Seide, 19 x 16 cm, Leihgabe des Museum für Sächsische Volkskunst, Dresden), Konvolut an Korbwaren und Verkaufsstand (Leihgabe der LOPESA Sammlungs-GmbH)

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