TARAs Sammlung
Schneekugeln aus aller Welt

Kabinettausstellung "Mein Steckenpferd"
28. November 2024 bis 23. März 2025

Eine Schnee- oder Schüttelkugel ist ein mit Wasser gefüllter Behälter aus Glas oder Kunststoff, in dem sich außerdem meist weiße kleine Partikel befinden, die beim Schütteln aufwirbeln und sich dann wie Schnee langsam wieder setzen. Die Kugeln enthalten kleine Figuren, Miniatur-Landschaften und/oder Bilder, die beim Schütteln der Kugel »eingeschneit« werden. Seit einigen Jahren erleben die Schneekugeln eine Renaissance als beliebte Deko- und Souvenirobjekte.

Als Vorläufer der Schneekugel wird eine mit Wasser gefüllte Glaskugel gesehen, die der Schweizer Alchemist, Hüttentechniker und Tausendsassa Leonhard Thurneysser 1572 anfertigen ließ und in der Wasservögel schwammen.

Eine der ältesten bekannten Schneekugeln ist mit der Figur eines Mannes mit aufgespanntem Regenschirm versehen und wurde 1878 auf der Pariser Weltausstellung gezeigt.

Ende des 19. Jahrhunderts erfand der Wiener Instrumentenmechaniker Erwin Perzy zufällig die Schneekugel neu und ließ sich die »Glaskugel mit Schnee-Effekt« patentieren. Eigentlich wollte er im Auftrag von Chirurgen ein Kaltlicht entwickeln, wofür er mit einer »Schusterkugel« experimentierte. Diese war ein mit Wasser gefüllter Glaskolben, der wie eine Lupe wirkte und mit dem man diffuses Licht bündeln und als Lichtquelle auf Arbeitsplätze für Schuster, Goldschmiede und andere Handwerke ausrichten konnte. Perzy mischte dem Wasser unter anderem Glasspäne und Gries bei, um die Reflexion zu verstärken. Die wirbelnden und in dem Wasserglas langsam herabsinkenden Teilchen assoziierte der Erfinder mit Schnee.
Daraufhin montierte Perzy eine für andere Zwecke angefertigte Miniatur der steirischen Kirche von Mariazell in eine Glaskugel, füllte Wasser auf und gab Gries hinzu. Dieses Objekt gab er einem Freund für dessen Andenkenstand. Die Resonanz war derart groß, dass der Mechaniker 1900 in Wien eine Manufaktur eröffnete, die heute in vierter Generation immer noch Schneekugeln produziert.

Seit den 1950er Jahren wird von verschiedenen Herstellern zunehmend der Kunststoff Polystyrol für den oft halbrunden Körper verwendet. Das Wasser enthält außerdem Zusätze, um eine Algenbildung zu verhindern.

Mit der Zeit und der Zunahme an Motiven avancierte die Schneekugel zu einem begehrten Sammlerobjekt. Zu den bekanntesten Sammlern zählte der Philosoph und Kunstkritiker Walter Benjamin.

Die Schneekugel hat in viele vor allem US-amerikanische popkulturelle Bereiche Einzug gehalten. Stephen King stülpte in seinem Thriller »Die Arena« eine Kugel über eine amerikanische Kleinstadt, das Künstlerduo Walter Martin und Paloma Munoz erschafft seit fast 30 Jahren detailliert gefertigte Schneekugeln, in »Citizen Kane« von Orson Welles ist die Schneekugel ein Leitmotiv und im Computerspiel »Fallout: New Vegas« gehören Schneekugeln zu den wertvollsten Sammelgegenständen.

Die Sammlerin ist viel unterwegs und bringt sich als Erinnerung an die bereisten Orte seit etlichen Jahren Schneekugeln mit. Kürzlich wurde ihre Sammlung durch eine Schenkung von Schneekugeln mit Weihnachtskrippenmotiven aus einem Nachlass ergänzt.

Ausstellungstafel

Ausstellungstafel: TARAs Sammlung "Schneekugeln aus aller Welt"