Werner Juza
Der Name Werner Juza stand und steht für ein Werk politischer und zeitgeistiger Subtexte und Bemerkungen, religiös geprägt, voller Botschaften, Humor und Witz, kraftvoll, ohne Verbeugung nach außen an Erwartungen, sondern in einem energiegeladenen Kopf geboren und von kräftiger Hand ausgeführt.
Juzas Freund Glaubrecht Friedrich sagte anlässlich einer Eröffnung 1989:
»Werner Juza gibt Antworten, indem er festhält und gestaltet, was ihm gefällt, was ihn berührt, wogegen er sich wendet, wogegen er protestiert. Die Antworten sind die Ergebnisse seines Nachdenkens und sie sind Ausdruck seiner Persönlichkeit. Er zeigt uns sein Haus und seinen Garten und seine Blumen, sein Dorf und die Landschaft, in der er lebt.«
Wir präsentieren Einblicke in das zeichnerische und grafische Werk von Werner Juza.
Werner Juza (1924 – 2022)
Werner Juza war ein außergewöhnlicher, rastloser Künstler. 2019 feierte er noch mit einer großen Sonderausstellung seinen 95. Geburtstag im Schloss Klippenstein in Radeberg. Nur mit Mühe ließ sich der rüstige Künstler während der Vorbereitungen davon abhalten, über eine Leiter auf einen Zwischenboden in seinem außergewöhnlichen Atelier in Wachau, in dem er mehr als 60 Jahre arbeitete, zu klettern und die Bilder herunterzutragen. Bereits im Anschluss an die Ausstellung schmiedete er Pläne für eine Schau anlässlich seines Hundertsten im Jahr 2024. Werner Juza, Ehrenbürger der Gemeinde Wachau und des Landkreises Bautzen, Träger der Verfassungsmedaille des Freistaates Sachsen und Ehrenmitglied des Künstlerbundes Dresden, starb am 25. August 2022 im Kreise seiner Familie.
Werner Juza, dessen gewaltiges und über 70 Jahre geschaffenes künstlerisches Oevre neben Zeichnungen, Druckgrafik, Öl- und Aquarellmalerei auch Holzobjekte, Kupfertreibarbeiten, Glasfenster, Messestandgestaltungen und Innenraumentwürfe von Kirchen und anderen öffentlichen Räumen umfasst, wurde am 22. März 1924 in Rodewisch im Vogtland geboren. Sein Vater arbeitete als Verwaltungsleiter in der Rodewischer Psychiatrischen Anstalt, auf dessen Gelände sich auch die Dienstwohnung befand. Nach dem Besuch der Volksschule zogen seine Eltern aus beruflichen Gründen nach Dresden, wo Werner Juza das König-Georg-Gymnasium besuchte. Durch sein großes Zeichentalent entfachte der Wunsch, Architekt zu werden. Nur zwei Monate konnte Werner Juza nach dem Abitur die Staatsbauschule in Dresden besuchen, dann zog ihn die Wehrmacht 1942 ein.
1946 fuhr Werner Juza mit ein paar Zeichenproben unterm Arm nach Weimar, um sich für ein Architekturstudium am Bauhaus von Walter Gropius zu bewerben. Schon der Erste, dem Juza in die Arme lief, entschied, du studierst bei mir. Aber, wie es das Schicksal so wollte – 1947 kam es zu programmatischen und formalen Änderungen an der Kunstschule. Diese wachsende Distanz zu den Ideen des Bauhauses wollte Werner Juza nicht mittragen und brach deshalb sein Architekturstudium 1948 ab.
Er arbeitete zunächst in einem Architekturbüro und bekam große Unterstützung durch seinen Mentor Karl-Josef Friedrich (1888 – 1965), Pfarrer, Schriftsteller und Kunstsammler in Seifersdorf bei Radeberg. Dank Friedrich erhielt Juza zunehmend Aufträge für die Restauration und Sanierung vieler durch den Krieg in starke Mitleidenschaft gezogene Kirchenbauten. Unter dem Schutzmantel der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde konnte Werner Juza zu DDR-Zeiten zahlreiche Kirchenräume, Glasfenster, Wand- und Altarbilder und vieles mehr entwerfen und gestalten, was ihm ermöglichte, ohne Unterbrechung seinen Lebensunterhalt mit Kunst zu verdienen und dabei trotzdem politisch unabhängig zu arbeiten. Die Dresdner Kunstkritikerin Ingrid Wenzkat bemerkte 2001: »Juza brauchte und braucht das Auflehnen gegen die Unzulänglichkeit in Gesellschaft und menschlichem Zueinander; aber er tut es mit Contenance, niemals hämisch oder böse und fast immer mit einem ironischen Lächeln«.
In seinen kleinformatigen Malereien mit Motiven aus dem kleinstädtischen und dörflichen Milieu führte Werner Juza viele Ideen der Künstler der 1920er Jahre, die der Neuen Sachlichkeit zuzuordnen sind, weiter und zusammen. Die politischen Statements von Otto Dix, die veristische Überhöhung von George Grosz, die kühlen Porträts von Christian Schad, die nüchternen urbanen Ansichten eines Alexander Kanold und die reduzierten Landschaften von Georg Schrimpf finden sich in vielen Arbeiten von Werner Juza, wie dem 1972 entstandenen Gemälde »Kindertag«, wieder. Etliche Bilder sind Reminiszenzen des Künstlers an seine Architekturleidenschaft – kubistisch aufgeteilten Flächen verfestigen sich zu erkennbaren Gebäuden, ab und an tauchen Figuren auf. Oft hat er auch seine Wahlheimat Wachau porträtiert, aber nicht mit Schokoladenansichten, sondern, wie der Meister erzählte: »man muss sich von hinten den Gehöften nähern«. Werner Juza war ein vorurteilsfreier Beobachter des kleinstädtischen Lebens und des Alltags, den er mit spitzer Zunge in teils surrealen Bildgeschichten kommentierte, beispielsweise »Es ist besser, mit erhobenem Zeigefinger lieber in der Nase zu bohren« oder »Es zeugt von Weisheit, Narrenfreiheit zu genießen«.
Der Name Werner Juza stand und steht für ein Werk politischer und zeitgeistiger Subtexte und Bemerkungen, religiös geprägt, voller Botschaften, Humor und Witz, kraftvoll, ohne Verbeugung nach außen, sondern in einem energiegeladenen Kopf geboren und von kräftiger Hand ausgeführt. Juzas Freund Glaubrecht Friedrich sagte anlässlich einer Eröffnung 1989: »Werner Juza gibt Antworten, indem er festhält und gestaltet, was ihm gefällt, was ihn berührt, wogegen er sich wendet, wogegen er protestiert. Die Antworten sind die Ergebnisse seines Nachdenkens und sie sind Ausdruck seiner Persönlichkeit. Er zeigt uns sein Haus und seinen Garten und seine Blumen, sein Dorf und die Landschaft, in der er lebt.«
Eines von Werner Juzas letzten Bildern ist »Stella Maris – Geburt des Lichtes« betitelt und 2019 entstanden. Der Künstler, der 15 Jahre lang in seiner Heimatgemeinde Wachau sonntäglich Orgel spielte, war sehr beeinflusst von Musik. Werner Juza suchte nach einer künstlerischen Übersetzung des Oratoriums. Dabei geht es um die Finsternis, in der wir leben, und wie diese allmählich durch Maria, durch das Licht durchbrochen wird. Seine »Lichtbilder« legen aber auch Zeugnis ab, dass Werner Juza ein zutiefst religiös geprägter Mensch war. Die ungegenständlichen Arbeiten Juzas, die häufig dem Thema der Darstellung von Licht gewidmet sind, wurden möglicherweise auch durch seine zahlreichen Arbeiten in Gotteshäusern inspiriert. In den Glasfenstern, zum Beispiel in der Stadtkirche in Radeberg, wird Licht gebrochen, reflektiert, gespiegelt. Viele Entwürfe Werner Juzas, wie für die Kirche in Borsdorf bei Leipzig, in Lampertswalde bei Großenhain und auch in Radeberg, wurden durch die Dresdner Glaswerkstatt Rudolf Beier ausgeführt, in der oft über die Vorschläge Juzas »gestöhnt« wurde – denn Juza zerlegte seine Fenster in unzählige winzig kleine, unregelmäßige Segmente. Diese so entstandenen grafischen Muster adaptierte der Meister wiederum in seiner Malerei.
Das bedeutendste Werk Werner Juzas ist das 18 Meter breite und 7 Meter hohe »Versöhnungsbild« in der Dreikönigskirche. Es gab zwei gegenständlichen Entwürfe für das Fresko, die modifiziert ausgeführt wurden, den abstrakte Entwurf von 1988 lehnte man hingegen ab. Im Sommer 1990 war das große Wandgemälde fertig, am 27. Oktober 1990 traf der neue Sächsische Landtag vor dem Bild voller christlicher Symbole und Verweise auf diktatorische Machtspiele zu seiner konstituierenden Sitzung zusammen und tagte im Angesicht von Werner Juzas Arbeit mehr als drei Jahre an dieser Stelle. Hier endet die Geschichte anders, als sie begann. Dieser abgelehnte abstrakte Entwurf hat als Dauerleihgabe mittlerweile seinen Platz im Tagungsraum der evangelischen Dreikönigskirche gefunden – aus Anlass seines 95. Geburtstages hat die Kirche diesen Raum 2019 in »Werner-Juza-Raum« benannt.