Den Spießern gewidmet –
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Karikatur
Das Wort »Karikatur« leitet sich vom lateinischen »carrus« (Karren) und vom italienischen »caricare « (überladen, übertreiben, auftragen) ab. Eine Karikatur ist ein schneller, komischer oder satirischer Bildkommentar zu Persönlichkeiten und Ereignissen. Das bevorzugte Medium der Karikaturisten ist die Zeichnung.
Die Karikatur mit den Grundmerkmalen Überspitzung und Reduzierung impliziert im Gegensatz zu vielen Comics und Cartoons, welche oft gezeichnete Witze sind, eine Kritik an bestehenden Werten, politischen Verhältnissen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Die ältesten Zerrbilder von menschlichen Eigenschaften sind aus dem Neuen Reich Ägyptens (1500 v. Chr.) bekannt. Die groteske Übersteigerung der menschlichen Figur wurde in der Spät- und Nachantike bis in das organische Chaos übertrieben. Weitere Vorläufer der Karikatur sind in den Schmäh- und Schandbildern des Mittelalters, den Flugblättern zur Reformationszeit und in den reduzierten und abstrahierenden Skizzen des Manierismus zu sehen.
Der Begriff »caricatura« tauchte erstmals 1646 im Zusammenhang mit Zeichnungen auf. Der päpstliche Haushofmeister Giovanni Antonio Massani beschrieb mit »caricatura« und »ritrattini carichi« (übertriebene Bildnisse) Radierungen, die nach Zeichnungen des bolognesischen Künstlers Annibale Carracci (1560 – 1609) gefertigt wurden. Bildmotive waren die Menschen auf der Straße wie Bettler, Gaukler und Händler, die vom Künstler, ins Hässliche übertrieben, dargestellt wurden.
Der italienische Architekt und Bildhauer Gianlorenzo Bernini (1598 – 1680) deformierte Portraits und Körper in seinen Darstellungen zum Scherz und brachte das Verfahren, zum Zwecke der Verhöhnung übertriebene Bildnisse mit wenigen Strichen zu zeichnen, 1665 nach Frankreich, wo sich für solche Zeichnungen der Begriff »portrait charge« etablierte.
In Deutschland verehrte man Mitte des 18. Jahrhunderts klassische Ideale. Johann Joachim Winckelmann (1717 – 1768) erwähnte den Begriff der Karikatur erstmals 1755 im ästhetischen Kontext, allerdings wies er ihm in seinem Klassizismuskonzept eine antithetische Rolle zum klassischen Ideal zu. In der gehobenen Gesellschaft fertigte man voneinander Silhouetten-Schnitte als Portraits, während in Italien in wohlhabenden Kreisen die Porträtkarikatur mit oft sehr detailreich ausgeführten disproportionalen Verzerrungen und zur Schau gestellten Fehlern und Mängeln in Mode gekommen war. In England entwickelte sich zur selben Zeit bereits die gesellschaftskritische Karikatur. William Hogarth (1697 – 1764) nannte seine sozialkritischen satirischen Kupferstiche »comic history painting«. Das Stilmittel der bewussten Formverknappung lehnte der Schöpfer der modernen Lebensbilder mit szenisch erzählter Satire als dilettantisch ab und fertigte seine Werke äußerst detailreich. Hogarths Nachfolger wie Thomas Rowlandson (1756 – 1827) und George Cruikshank (1792 – 1878) gelten als die ersten politischen Karikaturisten mit Bildern voller Seitenhiebe auf das britische Königshaus, Politiker und die Französische Revolution.
Im 19. Jahrhundert begann die Blütezeit der Karikatur. Es wurden verschiedene künstlerische Ausdrucksmittel entwickelt und angewendet – Übertreibung, Untertreibung, Verzerrung, Groteske, Gegensätze, Doppeldeutiges und Widersinn, alles war erlaubt. Das rein Komische und das Zufällige verschwanden zunehmend aus dem Bild, jeder Strich und jede Form war überlegt und wurde Teil der sozial brisanten Komposition. Es kristallisierten sich bestimmte Typen heraus. Der »Michel« stand für Deutschland, »Marianne« charakterisierte die Franzosen und der »Yankee« die Amerikaner. Briten waren Löwen und Russen Bären. Mit guter Kleidung und Zylinder stellte man Unternehmer dar, den Arbeiter mit Latzhose und Helm, die Lederhose wurde zum Symbol für Bayern.
In vielen Ländern wurde Gesellschaftskritik in satirischen Blättern wie »Punch« in London und »La Caricature« in Paris publiziert. Auch in Deutschland genoss die Karikatur in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts höheres Ansehen. Veröffentlicht wurde beispielsweise in den »Fliegenden Blättern« und im »Simplicissimus« in München und im »Kladderadatsch« in Berlin. Die Karikatur wurde jetzt als aufklärerisch eingeschätzt und die Diskrepanz zum klassischen Ideal wurde ihr nicht mehr angelastet, sondern als Qualität betrachtet.
Das wilhelminische Kaiserreich mit seinen politischen und gesellschaftlichen Gegensätzen zwischen dem von Unterwürfigkeit und Beamtentum bestimmten Militärstaat sowie dem Drang nach Demokratie und Aufkommen sozialistischer Ideen, zwischen der Entwicklung moderner Großindustrie und reaktionärer Politik, zwischen »Rittergut und Hochofen« (Bismarck) war ein idealer Nährboden für bildsatirische Kommentare.
Aber auch an der wachsenden Kluft zwischen dem immer reicher werdenden Bürgertum und der Verelendung ganzer Bevölkerungsschichten rieb sich eine neue, angriffslustige sozialkritische Künstlergeneration.
Kunsthistoriker taten sich im 20. Jahrhundert zunächst schwer, die Karikatur als eigene und wertige Kunstform anzuerkennen. Denn die künstlerische Form ist nicht das Spezifische der Karikatur, sondern nur »würzende Beigabe «, da sie nicht ausschlaggebend für die Absicht des Zeichners und die Wirkung auf den Betrachter ist. Unbestritten aber war ihre Bedeutung für die Entwicklung moderner Kunstströmungen. Werner Hofmann bemerkte in den 1950er Jahren, dass das Motiv der Alltagswelt im Realismus und Impressionismus auftauchte, die Übersteigerung im Expressionismus und die Reduzierung der Formenzeichen in der Abstraktion. Das Bedeutende der Karikatur sei die »Umsetzung der Wirklichkeit in die Chiffre«, die reduzierte Wiedergabe des Wesentlichen.
Erich Ohser
In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde Erich Ohser unter dem Pseudonym e.o.plauen mit seinen humorvollen Geschichten von »Vater und Sohn«, die ein Millionenpublikum begeisterten, zu einem der bekanntesten Zeichner seiner Zeit. Noch heute gelten die Vater-und-Sohn-Folgen neben dem Struwwelpeter und den Geschichten von Wilhelm Busch als die Klassiker der deutschen Bildgeschichten und gewissermaßen als die ersten Comics aus Deutschland. Doch Ohsers Werk ist vielseitiger und vielschichtiger. So illustrierte er ab 1928 u. a. die Gedichtbände seines Freundes Erich Kästner und veröffentlichte im sozialdemokratischen »Vorwärts« bis 1933 beißende Karikaturen, die warnend auf die Nationalsozialisten hinwiesen. In den anderen Werkgruppen seiner freien Arbeiten beschäftigte er sich mit Tieren, immer wieder mit Landschaften und in vielen Aktdarstellungen, Portraits und Karikaturen eingehend mit dem Menschen.
Ohser (geboren am 18. März 1903 in Untergettengrün/Vogtland) wuchs in Plauen auf, ging 1928 von Leipzig, wo er Kunst studierte, nach Berlin und erlebte dort die bewegten 1930er Jahre. Von den Nazis wurde er aufgrund der schonungslos entlarvenden Karikaturen, die neben Hitler und Goebbels die gesamte nationalsozialistische Bewegung mit Hohn und Spott überzogen, mit Berufsverbot belegt.
Wie eindeutig das Verbot, als Pressezeichner tätig sein zu dürfen, tatsächlich war, bleibt letztlich noch zu klären. Sicher ist, dass Ohser für die regelmäßige Veröffentlichung der Vater-und-Sohn-Geschichten eine beschränkte Publikationserlaubnis als »unpolitischer Pressezeichner« erhielt.
Die zumeist aus sechs bis acht Teilen zusammengefügten und auf eine Pointe zulaufenden Bildergeschichten erschienen zwischen 1934 und 1937 wöchentlich in der »Berliner Illustrirten Zeitung« sowie in drei Büchern des Ullstein-Verlages bzw. Deutschen Verlages. Schnell avancierte Ohser, der seit 1934 nur noch unter dem Pseudonym e.o.plauen publizierte, zu einem der bekanntesten Zeichner Deutschlands. In der Zeit nach »Vater und Sohn« veröffentlichte er viele unpolitische Witz- und Humorzeichnungen in der auflagenstarken Berliner Illustrirten Zeitung (ab 1941 Berliner Illustrierte Zeitung) und ähnlichen Presseorganen. Um auch ökonomisch überleben zu können, fertigte Ohser ab 1940 zudem teils harmlose, teils bitterböse Karikaturen für die von Goebbels herausgegebene Wochenschrift »Das Reich« an, die zwar niemals nationalsozialistisch oder gar antisemitisch gefärbt waren, jedoch die damaligen Kriegsgegner ironisch und scharf attackierten. Ohsers letztlich tragisches Lebensschicksal mag exemplarisch erscheinen für etliche Künstler. Zusammen mit seinem Freund, dem Redakteur und Autor Erich Knauf, wurde er 1944 verhaftet, nachdem beide von einem Mitbewohner wegen nazikritischer Äußerungen denunziert worden waren. Erich Ohser nahm sich am 6. April 1944 im Gefängnis das Leben.
Erich Ohsers Werk ist heute auch über die weltberühmten »Vater und Sohn«-Geschichten hinaus durchaus präsent, dennoch gilt es, seine große zeichnerische Leistung noch weiter zu erschließen und zu würdigen.
Das Archiv
Im AKKZ, Archiv Kunst und Karikatur Zwickau, wurden mehr als 5.000 Zeichnungen und Grafiken aus dem deutschsprachigen Raum zusammengetragen. In der Sammlung werden Arbeiten von über 1.100 Künstlerinnen und Künstlern bewahrt. Die Liste liest sich wie ein »Who is Who« der deutschen Kunst- und Illustrationsgeschichte zwischen dem Ende der Romantik und dem Beginn der Nachkriegskunst, also etwa zwischen 1850 und 1950. Der Sammlungsfokus liegt auf Portraits, Illustrationen, Humorzeichnungen, Karikaturen, Pressezeichnungen, Bildsatiren, Reklameentwürfen, kritischer Kunst und politischen Zeichnungen. Zum Bestand des Archivs gehören auch zahlreiche Raritäten, darunter Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen, von denen heute kaum mehr Originale zu finden sind.
Neben Karikaturen und Werken der Klassischen Moderne liegt ein weiterer Schwerpunkt auf Erich Ohser, bekannt als e.o.plauen, dem Schöpfer der lustigen Bildgeschichten um »Vater und Sohn«, die von 1934 bis 1937 in der Berliner Illustrirten Zeitung erschienen. Schon damals waren die Geschichten äußerst beliebt und sind noch heute ein Welterfolg. Zahlreiche Zeichnungen, Drucke, Publikationen und Originalausgaben wurden in den vergangenen 20 Jahren zusammengetragen und dokumentieren alle Themen, mit denen sich Ohser humorvoll, satirisch oder auch konkret in politischen Karikaturen beschäftigt hat.
Die allererste Zeichnung, die für das Archiv erworben wurde, ist eine Gelegenheitszeichnung Ohsers von 1937, gefunden in einem Berliner Auktionshaus. Dies war der Ausgangspunkt, um nach weiteren Werken von Ohser und seinen zeitgenössischen Kollegen zu forschen. Im Laufe der Zeit wurde das Archiv um weitere künstlerische Themen und Stile, vor allem aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, erweitert.
Die Sammlung wird durch eine umfangreiche Bibliothek mit Publikationen aus dem 19. und 20. Jahrhundert komplettiert. In den Büchern, Katalogen, Zeitschriften, Zeitungen und Rarissima spiegeln sich die gesellschaftlichen Veränderungen – politisch, ästhetisch und facettenreich kommentiert – wider. Es handelt sich hierbei um mit Humorzeichnungen und Karikaturen illustrierte Bücher, Künstler- und Ausstellungskataloge, Künstlerbücher und -mappen, Monografien, Erstausgaben und seltene Dokumente. Ergänzt wird die Bibliothek durch einen großen Bestand an Sekundärliteratur auch jüngeren Datums. Die Zeitschriftensammlung umfasst mehr als 200 verschiedene Titel, darunter nicht nur die bekannten »Jugend«, »Kladderadatsch«, »Fliegende Blätter«, »Lustige Blätter«, »Simplicissimus«, »Eulenspiegel«, »Berliner Illustri(e)rte«, sondern auch zahlreiche heute kaum noch auffindbare Journale.
Weitere Informationen finden Sie unter www.karikaturensammlung.de
Simplicissimus
Die Entwicklung neuer Reproduktionstechniken in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die daraufhin einsetzende Blütezeit im Zeitungs- und Verlagswesen eröffneten auch für die Karikatur breite öffentliche Projektionsflächen. Die 1798 erfundene Lithografie sowie der optischchemische Vorgang der Daguerreotypie ab 1839 machten ein spontanes und effektives Reagieren auf tagespolitische Ereignisse möglich. Überall gründeten sich Witzblätter und Satirezeitschriften. Zu den deutschen Vorreitern zählten der Stuttgarter »Eulenspiegel« (1848 bis 1853), die Münchener »Fliegenden Blätter« (1845 bis 1928) und der Berliner »Kladderadatsch« (1848 bis 1944). Am bekanntesten waren die »Berliner Illustrirte« (1892 bis 1945) und der Münchener »Simplicissimus« (1896 bis 1944). Einige dieser Blätter entwickelten eine große politische Brisanz, so dass sie es schafften, etliche namhafte Künstler zu binden.
Am 4. April 1896 erschien mit mehrmonatiger Verspätung die erste Ausgabe der wöchentlichen Satirezeitschrift Simplicissimus, benannt nach der Figur aus dem Schelmenroman »Der abenteuerliche Simplicissimus« (1668) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Dessen Leitspruch »Es hat mir so wollen behagen, mit Lachen die Wahrheit zu sagen« wurde in der ersten Ausgabe zitiert. Mit lautem Knall startete die in Farbe, Format und Gestaltung sehr aufwendig produzierte Zeitschrift mit einer Auflage von 300.000 Exemplaren, die in der Erstausgabe gratis unter die Leute gebracht werden sollten. Es war ein langer Weg, bis 1904 rund 85.000 Zeitschriften je Ausgabe verkauft werden konnten.
Das von dem jungen Verleger Albert Langen gegründete Wochenblatt Simplicissimus war ursprünglich nach französischem Vorbild (Gil Blas Illustré) als illustrierte Literaturrevue und Forum für die wichtigen Literaten der Epoche wie Rainer Maria Rilke, Otto Julius Bierbaum, Hermann Hesse, die Gebrüder Mann und viele andere konzipiert. Bilder waren anfangs Illustrationen der literarischen Texte. Seit 1898 wurden auf den Titeln und Rückseiten immer mehr tagespolitische Ereignisse thematisiert und allmählich entwickelte sich der Simplicissimus zu einem Satireblatt mit politischer Gewichtung und publizierte die Karikaturen, mit denen die Zeitschrift berühmt wurde. Für Thomas Mann war der Simplicissimus »das beste Witzblatt der Welt« und für Gerhard Hauptmann »die schärfste und rücksichtsloseste Kraft Deutschlands«. Zahlreiche, heftig debattierte staatliche Zensur-Maßnahmen und als publikumswirksame öffentliche Spektakel ausgetragene Prozesse erhöhten die Bekanntheit des »bissig-kritischen Intellektuellenblatts« unter der gesellschaftskritischen Leserschaft.
Eine Palästinafahrt des Kaisers Wilhelm I. kommentierte im Herbst 1898 der Simplicissimus mit dem Spottgedicht »Im heiligen Land« von Frank Wedekind. Das Titelbild von Thomas Theodor Heine zeigte den Heerführer Gottfried von Bouillon und den Stauferkaiser Barbarossa vor dem Felsendom von Jerusalem sarkastisch mit dem Spruch des Lothringers »Lach nicht so dreckig, Barbarossa! Unsere Kreuzzüge hatten doch eigentlich auch keinen Zweck«. (Hintergrund war, dass der Kaiser offiziell ins »Heilige Land« reiste, um eine Erlöserkirche einzuweihen, eigentlich aber den für ein Massaker an Armeniern in Verruf geratenen osmanischen Sultan aufsuchte und mit ihm Geschäfte abwickelte.) Majestätsbeleidigung! Die Staatsanwaltschaft konfiszierte diese Ausgabe des Simplicissimus. Wedekind und Heine erhielten sechs Monate Haft auf der Festung Königstein, Verleger Albert Langen musste ins Ausland fliehen, von wo er erst fünf Jahre später nach einer Zahlung von 30.000 Mark zurückkehren konnte.
Simplicissimus 2
Für die ersten Ausgaben zierte eine von Thomas Theodor Heine gezeichnete Frau, im Kleid und vom Teufel umarmt, Plakate und Werbeaktionen. In der achten Ausgabe wurde Heines Karikatur einer zähnefletschenden roten Bulldogge veröffentlicht, die kurz darauf zum Markenzeichen der Zeitschrift wurde und mal das Bein gegen österreichische Wachleute erhob oder als Ratten karikierte Abgeordnete anknurrte.
1906 wurde der Simplicissimus aus dem Verlag gelöst und in eine G.m.b.H. umgewandelt, an der die wichtigsten Mitarbeiter beteiligt waren. Die Redaktion des Simplicissimus befand sich immer in München, die ersten beiden Jahrgänge wurden in Leipzig, danach in Stuttgart gedruckt.
Zu den bekanntesten Zeichnern für den Simplicissimus gehören Richard Graef, George Grosz, Olaf Gulbransson, Josef Hegenbarth, Heinrich Kley, Käthe Kollwitz, Alfred Kubin, Jeanne Mammen, Olaf Nückel, Bruno Paul (Pseudonym Ernst Kellermann), Wilhelm Schulz, Karl Sturtzkopf, Ferdinand von Reznicek, Heinrich Zille und viele andere.
Die teils 16 Seiten des Simplicissimus waren geprägt von kritischen Auseinandersetzungen mit der Innen- und Außenpolitik des Deutschen Kaiserreichs. Das antiklerikale Blatt provozierte auch die Kirche mit satirischer Munition. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs stand die Redaktion vor einem Zwiespalt, wandelte die Zeitschrift (wie viele andere Publikationen) zu einem patriotischen Blatt und erklärte, dass es »in diesen Tagen der deutschen Erhebung eine Kritik innenpolitischer Vorgänge selbstverständlich nicht mehr gibt«.
In der Weimarer Republik fand man zur gewohnten satirischen Größe zurück, vor allem im Kampf gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus. Diesen verlor die Redaktion allerdings. Im April 1933 wurde der Simplicissimus von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet und demagogisch instrumentalisiert. Thomas Theodor Heine und andere Mitarbeiter wurden isoliert und ins Exil gezwungen. Heines Name als Mitbegründer des Simplicissimus wurde aus dem Untertitel vom Titelblatt entfernt. »Von allen im Dritten Reich gedruckten Widrigkeiten ist mir der Simplicissimus der Widrigsten eine«, kommentierte Klaus Mann. Die letzten Jahre der Zeitschrift sind geprägt von einer infam verunglimpfenden Sicht auf das Ausland, dem Ignorieren der Innenpolitik sowie banalen und politisch unverfänglichen Beiträgen und reißerischen Pin-Up-Darstellungen.
1944 führt Papiermangel zur Einstellung der Zeitschrift.
In Kooperation mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach und der RWTH Aachen digitalisierte die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zwischen 2005 und 2010 alle 49 Jahrgänge des Simplicissimus. Diese Datenbank ist im Internet unter www.simplicissimus.info abrufbar.