Vom Heimat- zum Schlossmuseum –
60 Jahre Museum im Schloss Klippenstein

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Am 20. Dezember 1953 erfolgte in feierlicher Form die Eröffnung des Heimatmuseums der Stadt Radeberg im vormaligen Amtsgericht im Schloss Klippenstein.

Der Öffentlichkeit wurden die Eingangshalle und zunächst drei Räume im Nordflügel der Hauptburg übergeben. Bis zum Jahreswechsel kamen bereits über 500 interessierte Besucher.

Schon 1946 war ein Schreiben der Landesverwaltung Sachsen an die Stadtverwaltung Radeberg ergangen, in welchem der Landesmuseumspfleger die Einrichtung eines Heimatmuseums anregte. Er bezog sich auf den Befehl 177 der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) zur Wiedereröffnung oder Gründung von Museen.

Erst 1951 bildete der Bibliothekar Georg Hübner, Beauftragter des Stadtrates für den Aufbau des Heimatmuseums, eine Museumskommission. Berufen wurden zehn Männer und eine Frau, den Vorsitzen übernahm der spätere Museumsleiter Rudolf Limpach. Die Kommission bestand vorwiegend aus Natur- und Heimatfreunden, welche sich im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ organisiert hatten.

Mit der Auflösung des Amtsgerichts im Schloss im Zuge der Verwaltungsreform von 1952 und dem Übergang der Immobilie vom Land Sachsen auf die Stadt Radeberg standen der Stadt geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung. Das untere Stockwerk der Hauptburg (mit Ausnahme der Dienstwohnung) und die vormaligen Gefängniszellen in der Vorburg wurden dem zukünftigen Museum zugeteilt. Andere Schlossräume erhielt z.B. die FDJ. Im Jahr 1953 begann die Renovierung der Museumsräume. Zahlreiche freiwillige Helfer beteiligten sich im Rahmen des Nationalen Aufbauwerkes (NAW). Die Elektrik wurde erneuert und Malerarbeiten durchgeführt.

Die Beschaffung von Ausstellungsstücken stellte für die Museumskommission eine große Herausforderung dar. Zur Verfügung stand die Sammlung des vormaligen Radeberger Altertumsvereins. Diese war jedoch durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegszeit nur noch rudimentär erhalten. Die Herrenhäuser von Wachau und Seifersdorf waren durch die Bodenreform 1946 in den Besitz der Gemeinden gekommen. Diese überließen der Kommission Stücke, welche sich noch in den Schlössern befanden. Dazu kamen Spenden und Leihgaben aus der Bevölkerung sowie einzelne Ankäufe.

Zur Eröffnung des Museums im Dezember 1953 waren die Eingangshalle mit der Geweihsammlung sowie das Kaminzimmer, die Hofestube und das Hinterzimmer im Nordflügel mit der Abteilung 18. Jahrhundert zugänglich. Rudolf Limpach wurde offiziell als Museumsleiter eingeführt und leitete bis Ende 1990 die Geschicke des Hauses.

1954 konnte die Ausstellung um drei weitere Räume im Südflügel erweitert werden, welche dem 19. Jahrhundert gewidmet waren. Von 1955 bis 1957 wurden in den vormaligen Gefängniszellen der Vorburg sechs Ausstellungsräume für die geologische Sammlung und die vorgeschichtliche Ausstellung hergerichtet. Das Turmzimmer wurde als Sonderausstellungsraum genutzt. Von 1956 bis 1958 konnten jedes Jahr circa viertausend Besucher gezählt werden.

Der schlechte bauliche Zustand der Schlossanlage und ihr fortschreitender Verfall machten auch vor den Museumsräumen nicht halt. Seit Mitte der 1970er Jahre verfiel die bauliche Substanz des Schlosses. Die Museumsräume der Vorburg mussten geschlossen werden. Die Sammlung litt unter Feuchtigkeit und Holzschädlingen.1985 stürzte die Fürstenreittreppe ein und ihr Schuttkegel verschüttetet den unteren Schlosshof.

Im Ergebnis der politischen Veränderungen von 1989 gründete sich 1990 das Kuratorium Schloss Klippenstein, dessen Ziel die Erhaltung und Revitalisierung des Schlosses war. Dessen Bestandsaufnahme zeigte, dass die Bausubstanz und die Museumssammlung akut gefährdet waren.

1993 wurde die Stadt Radeberg Eigentümerin des Schlosses. Im gleichen Jahr gründete sich der Verein Schloss Klippenstein. Das Heimatmuseum wurde in Museum Schloss Klippenstein umbenannt.

Der Bauzustand des gesamten Schlosses war 1990 besorgniserregend. 1993 begann die Stadt Radeberg mit der Erhaltung und Wiederherstellung der Anlage.

Bis zum Jahr 2008 wurden die Hauptburg und große Bereiche der Vorburg wiederhergestellt. Die Kosten dafür beliefen sich auf mehr als 10 Millionen Euro.

Mit dem Fortschreiten der Instandsetzung begann die Erneuerung des Museums und die Entwicklung des Schlosses zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum für Radeberg und seine Umgebung.

Es entstanden neue Dauerausstellungen, Sonderausstellungsbereiche, der Festsaal wurde für Veranstaltungen hergerichtet und verschiedene Räume können für museumspädagogische Aktionen genutzt werden. Ein großzügiger Empfangsbereich und eine moderne Sanitäranlage verbessern den Komfort für die Besucher.

In den ehemaligen Gefängniszellen im Obergeschoss der Vorburg konnte ein neues Magazin für die Sammlungen des Museums eingerichtet werden. Besonders stolz sind wir auf die moderne Rollregalanlage

Von 2005 bis 2008 entstand auf einer Fläche von reichlich 200 qm im unteren Stockwerk des Schlosses eine neue konzipierte und modern gestaltete Dauerausstellung. Sie verweist auf die Architektur- und Nutzungsgeschichte des Hauses – dabei ist die Schlossanlage selbst das bedeutendste Exponat des Museums. Die Schwarze Küche und die angrenzende Schatzkammer im Südflügel der Hauptburg sind mit wertvollen Objekten aus der Historie des Schlosses das Herzstück der neuen Ausstellung. Die daran anschließenden Räume gewähren einen Einblick in die wechselvolle Geschichte Radebergs von der Stadtgründung bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Anhand wichtiger Belege wird die vielfältige Entwicklung von Radeberg exemplarisch vorgestellt.

Am 21. November 2011 verlieh Frau Prof. Dr. Dr. Sabine Freifrau von Schorlemer, Sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, dem Museum Schloss Klippenstein den Sächsische Museumspreis – Spezialpreis.

Anlässlich des 600-jährigen Jubiläums des Stadtrechts von Radeberg eröffneten wir im März 2012 die Schauwerkstatt Historische Böttcherei. In den Räumen der einstigen Torwärterstube des Schlosses gestalteten der Böttcher Joachim Paulick und sein Bruder Eckhard Paulick mit viel Liebe zum Detail einen Nachbau der Werkstatt ihrer Vorfahren.

Mit der Eröffnung der Dauerausstellung „Radeberg als Industriestadt“ im April 2015 wurde die Neugestaltung der Dauerausstellung abgeschlossen. Inhaltlich unterstützt von Mitgliedern der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte entstand eine Ausstellung, welche die vielfältige Industriegeschichte Radebergs spiegelt. Diese zeigt auf mehr als 120 qm die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen der Stadt von 1845 bis circa 1990. Neben einer Vielzahl einzigartiger Ausstellungsstücke zur Industriekultur Radebergs können die Besucher sich Inhalte und Fakten zur Industriegeschichte interaktiv erschließen.

In den folgenden Jahren erweiterten wir kontinuierlich unsere museumspädagogischen Angebote. 2016 konnte die Industrieausstellung um eine interaktive Kinderspielecke ergänzt werden. Zeitgleich wurde der neue Kinderschlossführer mit Museumsquiz realisieren.

Seit 2019 ist der Schlossführer in leichter Sprache fertig gestellt. Er kann kostenfrei an der Museumskasse ausgeliehen werden. Ein Jahr später produzierten wir einen Audioguide in deutscher, englischer Sprache und leichter Sprache. Dieser führt auf unterhaltsame Weise durch die Geschichte der Schlossanlage und durch das Museum.

Im Jahr 2017 erhielt die Stadt Radeberg für das Schloss Fördermittel vom Freistaat Sachsen und aus dem Bundeshaushalt. Hauptanliegen war die Schaffung eines barrierefreien Zugangs für die Besucher. Im Schlossgarten wurde an die Fassade der Hauptburg ein Aufzug angebaut. Er ermöglicht sowohl den Zugang zum Museum als auch zu den Veranstaltungsräumen im oberen Geschoss der Hauptburg. Im Zuge dieses Vorhabens konnte auf den Freiflächen des Schlosses wieder ein Schlossgarten angelegt werden. Die Baumaßnahme wurde 2019 abgeschlossen und erhöht wesentlich den Komfort für die Besucher. Seit 2020 ergänzt zudem eine im Schlossgarten aufgestellte E-Bike Ladestation die Service-Angebote für unsere Besucher.

1993 hatte das Schloss 1.767 Besucher, 2019  konnten wir 16.734 Besucher begrüßen. Die Ausstellungsfläche vergrößerte sich in dieser Zeit von 286 qm auf 790 qm. Die Museumssammlung umfasst heute nahezu 30.000 digital erschlossene Sammlungsgegenstände.

In den vergangenen 30 Jahren entstand aus dem einstigen Heimatmuseum ein modernes Schloss- und Stadtmuseum mit vielfältigen Sonderausstellungen und Veranstaltungen, das einen festen Platz in der Radeberger Gesellschaft hat.