Rudolf Limpach im Gespräch mit Kindern auf einem monochromen historischen Foto. Mitte der 1950er Jahre
Rudolf Limpach, Mitte der 1950er Jahre

Rudolf Limpach – langjähriger Leiter des Heimatmuseums Radeberg

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Rudolf Limpach wurde am 11. November 1920 als zweiter Sohn des Dekorationsmalers Franz Limpach in Radeberg geboren. Er besuchte von 1927 bis 1935 die Knabenschule (heute Pestalozzi-Oberschule). Es folgte bis 1938 eine Ausbildung zum Schriftsetzer.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Rudolf Limpach zum Reichsarbeitsdienst verpflichtet und 1940 einberufen. Im Krieg wurde er mehrfach verwundet. 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kam in ein Lager bei Moskau. An Lungentuberkulose erkrankt, kehrte Limpach 1946 nach Radeberg zurück.

Als Invalide fand er zunächst keine Beschäftigung. 1952 wurde Limpach bei der staatlichen Handelsorganisation als Schriftmaler angestellt. 1951 beschloss der Kulturausschuss der Radeberger Stadtverwaltung die Errichtung eines Heimatmuseums. Aufgrund seines großen Interesses an Heimatgeschichte wurde Rudolf Limpach zum ehrenamtlichen Leiter einer mit dieser Aufgabe betrauten Museumskommission berufen.

Am 20. Dezember 1953 wurde das Heimatmuseum Radeberg eröffnet. Am 1. Januar 1954 wurde Rudolf Limpach von der Stadtverwaltung offiziell zum Museumsleiter ernannt, ein Amt, welches er bis zu seinem Renteneintritt im Juli 1991 bekleidete.

Das Rüstzeug für diese Aufgabe erwarb sich Limpach unter anderem von 1954 bis 1958 durch ein Fernstudium mit jährlich achtwöchiger Präsenzpflicht an der neugegründeten Fachschule für Museumsassistenten in Köthen, ab 1956 an der Fachschule für Heimatmuseen in Weißenfels.

Seine Abschlussarbeit schrieb er zum Thema „Die Gestaltung der Jagdunruhen von 1790 im Gebiet um Radeberg im Heimatmuseum“. „Einige der Radeberger Öffentlichkeit unbekannte Dinge fand ich dabei auch: Das älteste Siegel der Stadt Radeberg = ein halbes Rad, das mit seiner Felge einen Berg darstellt, einen Rade-berg. Dieses Siegel wurde noch 1513 von der Stadt geführt. Ferner das viel genannte, aber unbekannte Siegel Thimonis von Radeberg von 1233, nämlich das in 3 Teile zerbrochene Rad, habe ich nach vieler Mühe gefunden. Einen Abdruck des Siegels werden wir noch bekommen. 2 unbekannte Stadtpläne stöberte ich dabei auch auf = Radeberg 1665 und 1741" notierte Limpach in einem Rechenschaftsbericht 1958.

Er schloss das Fachschulexamen mit der Note „sehr gut“ ab und war jetzt ausgebildeter Museologe. Limpach besuchte während seiner Tätigkeit im Schloss Klippenstein zahlreiche weitere Lehrgänge für leitende Museumskader.

1956 ehelichte Rudolf Limpach seine Frau Hildegard (1932 bis 2009). Von 1961, als die Dienstwohnung frei wurde, bis 1993, als die Sanierungsarbeiten am Schloss begannen, wohnte die Familie im Schloss Klippenstein. Der heutige Kassenbereich war die Küche, die Silberkammer wurde als Kinderzimmer für die Töchter Gudrun und Gabriele genutzt, das Langbeinzimmer und der anschließende Teil der Stadtgeschichtsausstellung im ehemaligen Speisesaal dienten Limpachs als Wohn- und Schlafzimmer. „Das Gebäude ist mir gut bekannt, es wird Schloss Klippenstein genannt. Ich gehe täglich ein und aus – wir wohnen nämlich in dem Haus.“ wurde die Schülerin Gudrun Limpach im Mai 1965 in der Sächsischen Zeitung zitiert.

Bereits 1954 gründete er die Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker“. Mit ihnen forschte Limpach unter anderem zur Schlossgeschichte, da sämtliche Pläne und Skizzen den Stadtbränden 1740/41 zum Opfer gefallen waren.

Als Vorsitzender der Ortsgruppe Radeberg des Kulturbundes der DDR war Rudolf Limpach 1963 Mitbegründer der Fachgruppe „Heimatforschung“, die er bis 1989 leitete. Sein spezielles Interesse als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger galt der Förderung der Abteilung Archäologie. Mit Gleichgesinnten verbrachte er viele Wochenenden zur Erforschung der Ur- und Frühgeschichte im Radeberger Raum mit Probegrabungen und Notbergungen von Fundstellen, beispielsweise in Lotzdorf, Liegau und Reinhardtswalde.

Als Mitglied einer Museumsfachkommission auf Bezirksebene wurde Rudolf Limpach bei der Errichtung anderer Heimatmuseen wie Radebeul und Lauenstein um Rat und Anmerkungen gebeten. Der Museumsleiter war weiterhin Mitglied im Landesverein Sächsischer Heimatschutz, im Bezirksfachausschuss Kulturgeschichte/Volkskunde, in der Burgenvereinigung Dresden sowie Ehrenmitglied im 1993 gegründeten Verein „Schloss Klippenstein e.V.“

Von 1955 bis 1976 arbeitete Rudolf Limpach an dem monatlich erscheinenden „Radeberger Kulturleben“ inhaltlich und gestalterisch mit. Im Gegenzug wurde jeweils eine halbe Seite Museumswerbung abgedruckt. In 110 Kapiteln der „Kleinen Chronik einer alten Stadt“ publizierte er hier seine Forschungsergebnisse zur Heimatgeschichte. Sein historischer Abriss begann mit der Frühgeschichte Radebergs und endete inhaltlich 1772, als die Hefte auf Beschluss des Rates der Stadt eingestellt wurden.

Auch an anderen Stellen publizierte Limpach rege, so in der 1969 erschienenen Festschrift anlässlich der 750-Jahrfeier der Ersterwähnung Radebergs und 1989/90 in den „Radeberger Marktgeschichten“.

Für seine verantwortungsvolle Arbeit wurde Rudolf Limpach 1974 vom Bürgermeister der Stadt Radeberg mit der Ehrennadel der Nationalen Front ausgezeichnet. 1983 wurde der Direktor für seine hohe Einsatzbereitschaft und 30-jährige Tätigkeit als Leiter des Heimatmuseums als „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ geehrt.

Im Juni 1990 sollte Rudolf Limpach durch das Ministerium für Kultur des Ministerrates der DDR der Titel „Museumsrat“ verliehen werden. Zwei Tage vor der angekündigten Zeremonie wurde die Veranstaltung abgesagt. „… sehen wir es als sinnvoll an, auf die Verleihung von Titeln und Orden zu verzichten. Das betrifft vor allem besonders DDR-eigenerfundene Titel, die in gesamtdeutschem Kontext ungebräuchlich oder irrelevant sind.“, schrieb der letzte DDR-Kulturminister Herbert Schirmer an den Museumsleiter.

Rudolf Limpach wurde 1990 für seine Verdienste die Ehrenplakette seiner Heimatstadt Radeberg verliehen. Am 27. Juli 1995 starb Rudolf Limpach in Radeberg und hinterließ der Stadt ein Vermächtnis, auf das noch viele Generationen zugreifen werden.

(von Patrick-Daniel Baer, 2020)