Diese Seite gibt es nicht in leichter Sprache.
Details zur Industriegeschichte Radebergs
Die Entwicklung Radebergs zur Industriestadt am Rande der Dresdner Heide begann 1845 mit dem Anschluss an die sächsisch-schlesische Eisenbahn.
Der Hohl- und Tafelglasfabrik von Wilhelm Rönsch (1858) folgten die Sächsische Glasfabriken AG und weitere. Um die Jahrhundertwende hatte Radeberg 28 Fabriken mit mehr als 2300 Beschäftigten. Darunter Glasfabriken, Glasformenbau, Gießereien und Maschinenfabriken, aber auch die „Vereinigten Eschebachschen Werke“ und die Gläser-Karosseriewerke. Die Radeberger Exportbierbrauerei wurde 1872 als Aktienbrauerei zum Bergkeller gegründet. Erwähnenswert ist ebenfalls die „Geburtsstätte des Deutschen Camembert“, die seit 1880 bestehende Meierei Heinrichsthal.
Im 1. Weltkrieg begann die Entwicklung der „Südvorstadt“ von Radeberg am Rande der Dresdner Heide. Auf dem Gelände des vormaligen Artillerieexerzierplatzes wurde 1915-1917 auf 114 ha Fläche das Feuerwerkslaboratorium, ein Rüstungsbetrieb, errichtet. Im Zuge dieses Projektes entstand die Schillerstraße als Verbindung zur Stadt Radeberg sowie die heutige Ferdinand-Freiligrath-Straße mit Wohnhäusern für Offiziere und eine erste Häuserzeile am Goldbachgrund für das Personal. Bauherr war die „Baugenossenschaft Feuerwerkslaboratorium GmbH“. Bis 1927 erfolgte eine Wohnbebauung des Geländes von der Eisenbahnstrecke bis zum Goldbachgrund. Als „Kohlrabiinsel“ wurde eine typische Arbeiter-Wohnsiedlung mit Marktgruppe am Torweg gebaut.
Das Feuerwerkslaboratorium ging 1919 in den Besitz der „Sachsenwerk Licht- und Kraft-AG“ über, die Kühlschränke, Staubsauger und größere Radios produzierte. Ein Teil des Geländes wurde 1920 vom Hutschenreuter Konzern erworben, um die Zahnporzellanfabrik Saxonia zu errichten. 1929 siedelte sich die Chemische Fabrik Dr. Cüppers & Co. hier an.
Der weitere Ausbau der Südvorstadt in Richtung der Dresdner Heide steht ebenfalls in Verbindung mit der Geschichte des Sachsenwerkes. Nach Konkurs 1932 wurde 1935 ein Rüstungsbetrieb eröffnet, der seit 1942 ausländische Zwangsarbeiter, seit 1944 Häftlinge der Gestapo als Arbeitskräfte einsetzte. 1945/46 wurde der Betrieb von der sowjetischen Militäradministration (SMAD) als Reparationsleistung restlos demontiert. Die leeren Hallen erhielt 1946 eine sowjetische Aktiengesellschaft. Neben Motoren und Richtfunkgeräten entstand seit 1951 der erste Fernseher der DDR, Typ Leningrad, in dem Werk am Rande der Dresdner Heide.
1952 wurde das Werk an die DDR übergeben und trug seit 1959 den Namen RAFENA. Die 60er Jahre veränderten den Betrieb. Auf Regierungsbeschluss wurde in Radeberg Rechentechnik entwickelt und produziert. Für die dafür benötigten Arbeitskräfte entstanden neue Wohngebiete in unmittelbarer Nähe des Werks.
Bereits 1952 waren Wohnblocks im Bereich des „Feuerwerkslaboratoriums“ um die Freiligrathstraße entstanden. Nun wurde das gesamte Gebiet bis zur Dresdner Heide mit Wohnblocks für 2400 Familien, Kindergärten, Schulen und Kaufhallen bebaut. 1968-1970 erfolgte als letztes die Bebauung des Gebiets zwischen Dresdner Straße und dem VEB ROBOTRON (RAFENA) am Rande der Heide.
Nach 1989 endete im Wesentlichen die wirtschaftliche Bedeutung des Industriekomplexes. Heute sind verschiedene Institutionen und einzelne Firmen auf dem Gebiet vertreten.
Ein weiteres Wohngebiet am Rande der Dresdner Heide, die Ernst-Braune-Siedlung im Westen der Stadt, zwischen Eisenbahnlinie und Eselstrappen, entstand als Arbeiter-Baugenossenschaft. 1914 wurde das erste Haus gebaut, nach dem ersten Weltkrieg insgesamt 207 Häuser mit 458 Wohnungen. Als Architekt kann Curt Herfurth benannt werden, welcher in Dresden viele Wohnsiedlungen entwarf.