150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Radeberg

Sonderausstellung verlängert bis 11. September 2022

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Vor der Gründung

Im 17. Jahrhundert war Holz der am meisten genutzte Baustoff in Dörfern und Kleinstädten. Eine enge Bebauung mit schmalen Gassen führte bei Bränden zum raschen Ausbreiten des Feuers.

1714 wurde Radeberg durch einen verheerenden Stadtbrand zerstört. Innerhalb weniger Stunden wurden 108 Häuser, Scheunen und Ställe Opfer der Flammen, die kaum  mit den herkömmlichen Löscheimern zu bezwingen waren.

1718 wurde die erste Feuerspritze aus Dresden geholt. Dieses Löschgerät musste so aufgestellt werden, dass der Wasserstrahl den Brandherd traf. Trotz Wenderohr war der Aktionsradius des »Möbels«, wie die Spritze auch genannt wurde, sehr eingeschränkt. Da das Drücken der Pumpenarme eine sehr anstrengende Tätigkeit war, wurden für die Bedienung die jüngsten und stärksten Männer mit Bürgerrecht verpflichtet.

Zweimal im Jahr wurde eine Funktionsprobe durchgeführt. Dabei wurde zur »Ergötzlichkeit der Mannschaft« reichlich Bier ausgeschenkt. Dieses aus der Stadtkasse bezahlte »Reihenschankverfahren« wurde noch bis zur Etablierung der Freiwilligen Feuerwehr zelebriert.

1741 wurde Radeberg erneut von einem großen Stadtbrand heimgesucht, durch den 120 Gebäude zerstört wurden. Da der Wagen der Spritze aus Holz bestand, geriet das Löschgerät in der Nähe des Marktplatzes selbst in Brand.

In einer großen Spendenaktion der umliegenden Ortschaften wurden daraufhin mehr als 1.400 Taler für Radeberg gesammelt. Selbst die auf Burg Stolpen inhaftierte Gräfin Cosel schickte 100 Taler in bar nach Radeberg.

Aus den Spenden wurden auch mit 120 Talern neue Braupfannen finanziert, so dass durch die Herstellung von Bier wieder Geld in die Stadtkasse floss. Seit dem Stadtbrand durften Scheunen nur noch außerhalb errichtet werden.

Der sächsische Kurfürst Friedrich August II. forderte Radeberg auf, eine Feuerordnung zu erstellen und die Löschgeräte zu reparieren. Die defekten Löscheimer aus Wurzelholz wurden geflickt und zusätzlich 49 neue lederne Eimer angeschafft. Diese waren wesentlich haltbarer, aber auch teurer als die hölzernen Gefäße.

In der Inventarliste zur Feuerordnung von 1750 werden zwei neue fahrbare Spritzen und eine Kübelspritze aufgeführt. 10 Leitern wurden in einem Leiterhaus aufbewahrt. Das Spritzenhaus wurde an das Wachthaus angebaut.

Zwölf in der Stadt verteilte Brunnen, fünf Wasserbutten und 19 Zuber dienten der Versorgung mit dem notwendigen Löschwasser. Später kamen noch einige »Radeberge«, Schieböcke mit Holzkästen (wie Schubkarren), für den Wassertransport hinzu.

Die Feuerordnung wurde 1846 modifiziert. Zur selben Zeit wurde Radeberg an das Eisenbahnnetz angebunden. Die Bevölkerung wuchs schnell von 2.300 Einwohnern (1840) auf über 6.600 Einwohner (1884).

In dieser Zeit gründeten sich auch zahlreiche Vereine, darunter ein Turnverein. Laut Feuerordnung waren nur Einwohner mit Bürgerrecht zur Löschhilfe verpflichtet. Daher unterbreitete der Vorstand des Turnvereins dem Stadtrat Vorschläge zur Gründung einer organisierten Feuerwehr. Diese wurden zunächst wegen zu hoher Kosten abgelehnt.

Wenige Jahre später wurde 1869 in einer Stadtverordnetensitzung erneut über die Errichtung einer Turnerfeuerwehr verhandelt. Noch immer ohne konkretes Ergebnis, wurde zumindest ein Arbeitskreis eingerichtet, der über die weitere Verfahrensweise beraten sollte.

Diskutiert wurde vor allem über Organisation und Verantwortlichkeit, denn der Stadtrat forderte, dass sich der Vorstand des Turnvereins nicht in die Leitung bei der Brandbekämpfung einzumischen habe. Diese oblag nur dem städtischen Kommando. Man war aber willens, dem Kommandanten der Turnerfeuerwehr einen Sitz im Direktorium der Ortsfeuerwehr in Aussicht zu stellen.

Im November 1870 kam es im Schießhaus zu einer Generalversammlung des Turnvereins, zu der alle Einwohner eingeladen waren, die eine Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr unterstützen wollten. 30 Bürger, die nicht Mitglied im Turnverein waren, erklärten sich bereit, der Feuerwehr beizutreten.

Durch den Deutsch-Französischen Krieg, aber auch aufgrund von formalen Querelen mit dem Stadtrat verging ein weiteres Jahr, bis zum Barbaratag am 4. Dezember 1871 auf einer außerordentlichen Versammlung des Turnvereins die Freiwillige Turnerfeuerwehr gegründet wurde.