150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Radeberg

Sonderausstellung verlängert bis 11. September 2022

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Ausstellungstafel "1871 bis 1914" Download als PDF (nicht barrierefrei)
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Feuerwehrleute von 1908 vor einem Wagen mit Wasserspritze, die von Pferden gezogen wird.
Landspritze 1908 Museum Schloss Klippenstein

1871 bis 1914 - Von der Turnerfeuerwehr zur Freiwilligen Feuerwehr

Die Turnerfeuerwehr war ein Verein, Vorsitzender wurde Ernst Gärtner. Die Mitglieder dieser Feuerwehr wurden von ihrer in der Feuerordnung festgeschriebenen Feuerlöschpflicht entbunden.

Es wurden drei Züge eingeteilt, ein Hauptmann, ein Stellvertreter und die Führer der Züge gewählt. 20 Taler stellte der Turnverein für die Beschaffung der Ausrüstung bereit. Eine neue Spritze wurde besorgt, die Stadt stellte aus ihrem Bestand eine zweite zur Verfügung. Für eine weitere Finanzierung sorgten der Stadtrat, andere Vereine und Gesellschaften, so dass Anfang 1872 alle Feuerwehrleute eine Uniform erhalten konnten.

Im Juli 1872 wurde ein Unterstützerfonds eingerichtet, dank dem im Einsatz erkrankten und verunglückten Feuerwehrleuten finanzielle Unterstützung gewährt werden konnte.

Nach Baumeister Reinhold Würdig (1871) und Kürschnermeister Wilhelm Naumann (1876) wurde 1881 der Kolonialwarenhändler Bruno Thum zum Hauptmann der Turnerfeuerwehr gewählt. Er wirkte in diesem Amt 42 Jahre.

Bruno Thum wurde 1851 in Hainichen geboren, zog 1879 nach Radeberg, trat 1880 der Turnerfeuerwehr bei und erhielt 1881 das Bürgerrecht. 1884 wurde Thum Stadtverordneter und war zwischen 1892 und 1924 fast ununterbrochen Mitglied des Stadtrates.

Die Freiwillige Turnerfeuerwehr entwickelte sich gut. Dies hatte auch Auswirkungen auf die Pflichtfeuerwehr, die sich in Bürger-Feuerwehr umbenannte und nicht mehr nur auf die in der Feuerordnung festgelegten jährlichen zwei Spritzenproben beschränkte, sondern monatlich übte.

Auf die Bürger mit Löschpflicht wurde Druck ausgeübt. Ein unentschuldigtes Fernbleiben von Übungen und Einsätzen kostete 2 Mark. Der Betrag verdoppelte sich je weiterer Abwesenheit. Beim zehnten Fehlen waren 1.024 Mark in die Stadtkasse zu zahlen. Der sich zuspitzende Konkurrenzkampf zwischen den Wehren führte zu der Erkenntnis, dass die Organisation des Feuerlöschwesens in Radeberg neu geregelt werden musste.

Am 21. Januar 1893 wurde die Feuerordnung geändert und die Bürger-Feuerwehr aufgelöst. Die Mitglieder konnten als Reservezug in die Freiwillige Feuerwehr (ehemalige Turnerfeuerwehr) eintreten. Hauptmann Bruno Thum wurde zum Branddirektor berufen.

Die vom Kirchturm gegebenen Signale wurden neu festgelegt. Bei Tage wurde eine rote Fahne in Richtung des Feuers aufgesteckt, bei Nacht eine rote Laterne. Die große Glocke wurde dreimal in »rascher Aufeinanderfolge« angeschlagen, wenn es innerhalb der Stadt brannte. Zweimal bei Bränden außerhalb der Stadt, aber innerhalb des Weichbildes. Mit der kleinen Glocke wurden Brände in Lotzdorf, Liegau und Augustusbad angezeigt.

Die Rettung von Personen aus brennenden Gebäuden war ein großes Problem. Auch der Radeberger Bandagist Theodor Mißbach suchte nach einer Lösung. 1894 wurde im Deutschen-Reich-Gebrauchsmuster sein Rettungs-Apparat »Blitz« eingetragen. Am Rettungsfenster wurde ein Querbalken angebracht, auf dem sich eine Seilklemme befand. Ein Korb wurde nach oben gezogen und das Seil mittels Klemme fixiert. Nachdem die zu rettende Person in den Korb gestiegen war, wurde der Korb durch langsames Lösen der Seilklemme vorsichtig nach unten gelassen. Vom Boden aus wurde mit einem zweiten Seil der Korb vom Gebäude weggezogen.

Die Feuerwehr führte monatliche Versammlungen durch, die in den Zeitungen angekündigt wurden und in verschiedenen Gasthäusern stattfanden. 1907 zählte die Freiwillige Feuerwehr 100 Mitglieder.

Im selben Jahr kam es zu einem tragischen Unglück. Beim Löschen eines durch Blitzeinschlag verursachten Brandes im »Heideschen Gut« in Liegau wurde ein Feuerwehrmann von einer einstürzenden Scheunenmauer erschlagen. Bernhard Kliemann war in der 150-jährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Radebergs der einzige Feuerwehrmann, der bei einem Einsatz sein Leben verlor.

1910 wurde eine Alarm- und Meldeanlage errichtet. Über eine Klingelleitung und montierte Glocken in den Wohnungen konnten bei Alarm 70 Feuerwehrleute erreicht werden. Im gesamten Stadtgebiet wurden acht Feuermelder installiert. Dadurch konnte die Zeit bis zum Eintreffen der Feuerwehr am Brandort wesentlich verkürzt werden.

Auch die Löschgeräte wurden weiterentwickelt. Auf dem Roßplatz fand 1913 eine Demonstration eines Pulverlöschers statt, der daraufhin angeschafft wurde.